Der Neue Markt und das Marienviertel

20. November 2023 – Der Neue Markt und das Marienviertel – Das Tagungsvideo ist online

  |   YouTube

Der Neue Markt in Berlin ist heute kaum noch im Gedächtnis der Stadt präsent, obwohl er als Teil der wirtschaftlichen Infrastruktur einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg Berlins im Mittelalter leistete. Im Kolloquium sollten die historische Bedeutung des Areals für die Berlinerinnen und Berliner sowie dessen prägende Zäsuren herausgearbeitet werden. Es bewies einmal mehr die Vielfalt der mittelalterlichen Geschichte der historischen Mitte Berlins und zeigte die Verflechtungen von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Funktionen des Marienviertels. Neben den baulichen Entwicklungen des Quartiers stand die Marienkirche als religiöses Zentrum im Fokus. Die abschließende Podiumsdiskussion vor Ort diskutierte noch einmal wie das stadthistorische Erbe wieder in das Bewusstsein der Menschen zurückgeholt und wie das Areal als Begegnungsraum wiederbelebt werden könnte.

In diesem Zusammenhang präsentieren wir Ihnen das Tagungsvideo der Veranstaltung vom 23. Juni 2023.

23. Juni 2023 — Der Neue Markt und das Marienviertel. Ein vergessenes Stadtquartier in der historischen Mitte Berlins — wissenschaftliches Kolloquium — Einstein-Saal der BBAW

  |   Berlin

Wer kennt den Neuen Markt in Berlin noch? Der mittelalterliche Platz aus dem 13. Jahrhundert, der die fernhandelstaugliche Infrastruktur für den Aufstieg Berlins zur Handelsstadt schuf, ist heute nicht mehr präsent. Lediglich die Marienkirche lässt erahnen, dass hier einst zahlreiche Berlinerinnen und Berliner gelebt und gewirkt haben. Als Stadterweiterung ergänzend zum Molkenmarkt geschaffen, befand sich im 13. Jahrhundert im Marienviertel am Hohen Steinweg das erste steinerne Haus. Der Hohe Steinweg, vermutlich Berlins erste gepflasterte Straße, verband den großen und regelmäßig ausgeformten Neuen Markt mit der Oderberger Straße (heute Rathausstraße), die zur Oder (und damit zur Ostsee) führte. Über den Ostseehafen Stettin, aber mehr noch über den Nordseehafen Hamburg, wurden die Berliner Exportwaren (Bauholz und Getreide) europaweit vertrieben. Die Handelsrouten nach Mittel- und Süddeutschland verliefen über den Molkenmarkt und den Mühlendamm sowie über weitere Märkte auf der Cöllner Seite. Auch dank des Neuen Marktes gelangten die Berliner Bürger zu Wohlstand. Die gesamte Frühe Neuzeit hindurch blieb der geräumige, weitläufige und schöne Platz ein Anziehungsort für Händler, Handwerker und Gewerbetreibende.

Neben der wirtschaftlichen Infrastruktur prägten das Marienviertel urbane, gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Funktionen. Während die Marienkirche vom christlichen Glauben zeugt, spiegelte ab 1714 die Alte Synagoge in der Heidereutergasse jüdisches Leben wider. Allerdings waren im 16. Jahrhundert die jüdischen Berlinerinnen und Berliner zwei Mal von Übergriffen betroffen; sie wurden beraubt, ausgewiesen und ermordet, wobei der Neue Markt als Gerichtsort fungierte.

Mit dem Einzug der Moderne veränderte sich um 1890 das Viertel grundlegend, vor allem die Durchlegung der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) sowie große Neubauten gaben dem Neuen Markt einen anderen Charakter. Zeitgleich wurde das Martin-Luther-Denkmal errichtet, während die ansässigen jüdischen Hauseigentümer und Kaufleute antisemitisch angegriffen wurden. Sie erlitten in der NS-Zeit unvorstellbares Leid, indem man sie enteignete, vertrieb und ermordete. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs versank auch der Neue Markt in Schutt und Asche.

Nach 1945 ging der Neue Markt in einer großen heute noch sichtbaren Freifläche auf und wurde zu einer kleinen Grünfläche umgestaltet.

Das Programm finden Sie hier.

 

15. Oktober 2022 – Einsendeschluss – Call for Papers – wissenschaftliches Kolloquium zum Neuen Markt in Berlin

  |   Berlin

Wer kennt ihn noch, den Neuen Markt in Berlin? Der mittelalterliche Platz aus dem 13. Jahrhundert, der die fernhandelstaugliche Infrastruktur für den Aufstieg Berlins zur Handelsstadt schuf, ist heute kaum noch präsent. Lediglich die Marienkirche lässt erahnen, dass hier einst zahlreiche Berlinerinnen und Berliner gelebt und gewirkt haben müssen. Als Stadterweiterung ergänzend zum Nikolaiviertel geschaffen, befanden sich hier seit dem 13. Jahrhundert die ersten steinernen Bauten – der Hohe Steinweg, vermutlich Berlins erste gepflasterte Straße, verband den Neuen Markt mit der Oderberger Straße, die zur Oder (und damit zur Ostsee) führte. Über den Ostseehafen Stettin, aber mehr noch über den Nordseehafen Hamburg, wurden die damals begehrten Bauhölzer und das überschüssige Getreide europaweit vertrieben. Auch dank des Neuen Marktes gelangte die Berliner Bürgerschaft zu Reichtum. Über die gesamte Frühe Neuzeit hinweg blieb der geräumige, weitläufige und schöne Platz ein Anziehungsort für Händler, Handwerker und Gewerbetreibende.

Neben der wirtschaftlichen Infrastruktur prägten das Areal urbane, gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Funktionen. Während die Marienkirche vom christlichen Glauben zeugt, stand die Alte Synagoge in der Rosenstraße für jüdisches Leben. Allerdings bot diese religiöse Nachbarschaft keinen ausreichenden Schutz für die jüdischen Berlinerinnen und Berliner. Um 1500 und während der NS-Zeit wurden hier die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte geschrieben.

Mit dem Einzug der Moderne veränderte sich das Viertel grundlegend, insbesondere die staatlichen Immobilienkäufe und Großbauten gaben dem Neuen Markt um 1900 neuen städtebaulichen Charakter, bis er nach 1945 in der großen Freifläche zwischen Fernsehturm und Spree aufging.

Im Kolloquium werden die prägenden historischen Zäsuren dieses für Berlin so wichtigen Areals nachgezeichnet und die historische Bedeutung des Neuen Marktes mit der Marienkirche für die Berlinerinnen und Berliner herausgearbeitet.

Den vollständigen Call for Papers finden Sie hier.

Wir baten um Ihre Referatsvorschläge und Abstracts (max. 2.000 Zeichen, deutsch- oder englischsprachig) sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 15. Oktober 2022 an info@hiko-berlin.de.