Die Lageberichte der Gestapo und die Berichte des Polizeipräsidenten über die Reichshauptstadt Berlin 1933 bis 1936

 

Die Gründung des Geheimen Staatspolizeiamts (Gestapa) im März 1933 zählte zu den ersten Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes zur Beobachtung, Verfolgung und Terrorisierung der politischen Gegnerinnen und Gegner in Preußen. ‚Geheim‘ war die Gestapo allerdings nur dem Namen nach, denn es wurde bewusst dafür gesorgt, dass ihre Existenz allgemein bekannt war. Dies schürte Angst in der Bevölkerung, gleichzeitig denunzierten viele Menschen ihre Nachbarinnen und Kollegen bei der Gestapo. Es entstand ein Bild der Allgegenwart der Geheimen Staatspolizei, das zur Disziplinierung der Gesellschaft beitragen sollte. Doch wie wirksam arbeitete die Gestapo tatsächlich? Wie groß war ihr Einschüchterungspotential? Die Forschung hat in den vergangenen Jahren den Mythos der Gestapo als einer allmächtigen Instanz des Terrors zunehmend hinterfragt. Der Charakter der Institution, die Interaktionen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihre Wahrnehmung in der Gesellschaft sind jedoch immer noch wenig ausgeleuchtet. Hier setzt das Editionsprojekt an.

Die Lageberichte der Gestapo und die Berichte des Polizeipräsidenten über die Reichshauptstadt Berlin liegen für die Zeit von 1933 bis 1936 vor. Gestapoangehörige fassten monatlich Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung und über Widerstandsakte gegen die NS-Herrschaft zusammen und legten diese der politischen Führung vor. Polizeispitzel, verdeckte Ermittler, aber auch Personal aus Behörden wie dem Finanz- und Arbeitsamt trugen die Informationen zusammen, die nach einem festgelegten Muster in die Berichte einflossen. Unter Beobachtung standen die politische Opposition von der KPD bis hin zu rechtskonservativen Kreisen, die jüdische Bevölkerung, die christlichen Kirchen und außerkirchliche Glaubensgemeinschaften. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Stimmung in den Betrieben wurden ebenso erörtert wie die Versorgung mit Lebensmitteln. So entstanden vielschichtige Lagebilder, an denen sich das NS-Regime in der Frühphase bei der Konsolidierung seiner Herrschaft orientierte.

Die Gestapo-Lageberichte sind eine zentrale Quelle für die Forschung, weil sie die Reaktionen der Bevölkerung auf die Maßnahmen des NS-Staates aus der Binnenperspektive der Polizei wiedergeben. Von besonderem Wert sind die monatlichen Berichte über Berlin, weil die Beherrschung der ‚roten‘ Reichshauptstadt für das Regime Symbolcharakter besaß. Gleichzeitig dienen sie auch über Berlin hinaus der Erforschung der Geschichte von staatlichem Terror und Gewalt in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Berichte, die in verschiedenen Archiven und teilweise nur fragmentiert überliefert sind, werden in der Quellenedition erstmals systematisch erschlossen. Kritisch kommentiert und mit einführenden Erläuterungen versehen, werden sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht und auch für den Einsatz in der Bildungsarbeit zur Verfügung stehen.

Das Drittmittelprojekt wird finanziert von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung und hat eine Laufzeit von Mai 2023 bis Mai 2025.

11. März 2024 – Die Berliner Bevölkerung im Blick der Gestapo – Ein Werkstattbericht

  |   Berlin

Ein Werkstattbericht zur Edition der Lageberichte der Geheimen Staatspolizei über die Reichshauptstadt Berlin

Die Gründung des Geheimen Staatspolizeiamts (Gestapa) im März 1933 zählte zu den ersten Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes zur Beobachtung und Verfolgung seiner Gegnerinnen und Gegner in Preußen. ‚Geheim‘ war die Gestapo allerdings nur dem Namen nach, denn es wurde bewusst dafür gesorgt, dass ihre Existenz allgemein bekannt war. Dies schürte Angst in der Bevölkerung, gleichzeitig denunzierten viele Menschen ihre Nachbarinnen und Kollegen bei der Gestapo. Gestapoangehörige fassten die Informationen über die Stimmung in der Bevölkerung und über Widerstandsakte gegen die NS-Herrschaft monatlich in Lageberichten zusammen und legten diese der politischen Führung vor. Unter Beobachtung standen vor allem die politische Opposition von der KPD bis hin zu rechtskonservativen Kreisen, die jüdische Bevölkerung, die christlichen Kirchen und außerkirchliche Glaubensgemeinschaften.

Die Lageberichte der Gestapo und die Berichte des Polizeipräsidenten über die Reichshauptstadt Berlin liegen für die Zeit von 1933 bis 1936 vor. Sie sind eine zentrale Quelle für die Forschung, weil sie die Reaktionen der Bevölkerung auf die Maßnahmen des NS-Regimes in seiner Frühphase aus der Binnenperspektive der Polizei wiedergeben. Die Berichte, die in verschiedenen Archiven und teilweise nur fragmentiert überliefert sind, werden in der Quellenedition erstmals systematisch erschlossen. Kritisch kommentiert und mit einführenden Erläuterungen versehen, werden sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Drittmittelprojekt wird finanziert von der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung.

Dr. Paula Oppermann stellte im Werkstattbericht erste Ergebnisse der Arbeit an der Quellenedition vor. Anschließend diskutierte sie mit Prof. Dr. Michael Wildt über das Potential, das die Berichte für die Forschung besitzen, welche Herausforderung diese Quellengattung mit sich bringt und wie die Quellenedition zum Beispiel in der Bildungsarbeit eingesetzt werden kann.

Das Programm finden Sie hier.

12. März 2024 – Workshop zur Edition der Gestapo-Lageberichte

  |   Berlin

Am 12. März 2024 fand im Rahmen des Drittmittelprojekts 'Edition der Gestapo-Lageberichte der Reichshauptstadt Berlin' ein eintägiger Expert*innenworkshop statt.