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Der Berliner Unwille

Die Dynastie der Hohenzollern, die 1415 mit der Markgrafschaft und dem Kurfürstentum Brandenburg vom Kaiser belehnt wurde, verfolgte spätestens seit dem Herrschaftsantritt von Friedrich II. (1437/40) die Zielsetzung, in Berlin-Cölln ihre Residenz und zugleich ihr Herrschaftszentrum zu errichten. Die Bürger der eng mit der Hanse verbundenen Stadt, die auf lange Erfahrungen der politischen Partnerschaft mit wechselnden Landesherren und wirtschaftlicher Selbstständigkeit zurückblicken konnten, waren nicht gewillt, derartige Umgestaltungen zu akzeptieren. Unter Ausnutzung von innerstädtischen Spannungen zwischen Ratsgeschlechtern und Viergewerken, den vier einflussreichsten Zünften der Stadt, gelang es dem neuen Landesherrn, gegen den heftigen Widerstand der Stadt in zwei Anläufen 1442 und 1448 schließlich seine Pläne durchzusetzen. Die Residenz, damit zugleich das erste Schloss, wurde in den Jahren 1443 bis 1451 erbaut, die Ratsbesetzung der markgräflichen Kontrolle unterworfen, die wichtigsten Hoheitsrechte der Stadt aberkannt und die politische Handlungsfähigkeit der Bürger nach außen beschnitten.

Damit gehörten die Hohenzollern zu den ersten Territorialfürsten, die den Wandel der Kommune als weitgehend autonome Bürgerstadt des Spätmittelalters zu den der fürstlichen Kontrolle unterworfenen Städten in der Frühen Neuzeit einleiteten. Natürlich kann darin sowohl die Voraussetzung für den sehr viel späteren Aufstieg zur Hauptstadt in einem endlich vereinigten Nationalstaat wie auch als nur mit großem »Unwillen« erlittenen Verlust der Bürgerfreiheit mit negativen Nachwirkungen gesehen werden, wie es besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert je nach politischem Standort auch geschehen ist.