Privileg Markgraf Johanns I. von Brandenburg für Frankfurt (Oder) von 1253

Frankfurt (Oder) bietet ein Beispiel für die Gründung von Städten, die das unter den brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. (1220–1267) im Ausbau befindliche Land vor allem wirtschaftlich erfassen sollten. In diesem Fall ging es um das von den Markgrafen kurz zuvor erworbene, bislang polnisch-schlesische Land Lebus beiderseits der Oder. Die Gründungsurkunde Markgraf Johanns von 1253 bildete die rechtliche Grundlage dafür, dass unter der Leitung eines vom Markgrafen beauftragten Lokators (Siedlungsunternehmers) im Anschluss an einen wenig älteren Marktort eine geschlossene Bürgerstadt (civitas) errichtet wurde. Mit maßgeblicher kaufmännischer Beteiligung entstand eine Stadt in Form einer bürgerlichen ›Großburg‹, die eine herrschaftliche Burg entbehrlich machte. Zu ihr gehörten Haus- und Hofstätten sowie ein Marktplatz mit Kaufhaus innerhalb der Stadt; vermessene Ackerhufen lagen außerhalb ihrer Befestigung. Das übertragene Berliner Stadtrecht bildete den Rahmen für die Selbstbestimmung der Stadt mit vertragsfähiger Gemeinde und eigenem Stadtsiegel. Die Urkunde lässt zugleich den fortgeschrittenen Stand der Entwicklung der Stadt Berlin erkennen, für deren Anfänge schriftliche Zeugnisse fehlen. Berlin – erstmals 1244 als civitas urkundlich bezeugt – diente bereits 1253 als Vorbild für Frankfurt.
100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen
Mit diesem digitalen Informationsportal wird die Historische Kommission sukzessive 100 Schlüsselquellen, die für die Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen von zentraler Bedeutung sind, online präsentieren.
Eine Quelle ist dann eine Schlüsselquelle, wenn sie Zäsuren markiert. In ihr spiegelt sich prismatisch mindestens ein Kernthema der berlin-brandenburg-preußischen Geschichte wider, innerhalb dessen sie weitreichende Wirkungen entfaltete. Ein repräsentatives und ästhetisch herausragendes Erscheinungsbild hebt sie idealerweise zusätzlich von anderen Quellen ab.
Neben Schriftquellen werden auch nichtschriftliche Quellen einbezogen, wobei insbesondere zur Alltags-, Siedlungs-, Bau-, Kunst- und Bildungsgeschichte folgende Gattungen berücksichtigt werden: Gemälde, Porträts, Karten, Abbildungen von Kunstgegenständen, Skulpturen sowie von Objekten der Baugeschichte, Inschriften, Gefäße, Schmuck, Textilien, technische Gegenstände, Rundfunk- und Filmaufnahmen, Postkarten, Abzeichen, Plakate usw.
Vorgestellt werden Quellen aus der Zeit des hohen Mittelalters bis zum 20. Jahrhundert.
Das Arbeitsgebiet umfasst Berlin, Brandenburg und Preußen. Mit Blick auf Brandenburg werden jene Gebiete einbezogen, die zur Mark Brandenburg (12. Jahrhundert bis 1815), zur Provinz Brandenburg (1815-1945) sowie zum Land Brandenburg bzw. zu den drei brandenburgischen Bezirken (1945/52 bis 1990) gehörten. Aus Preußen finden Quellen Berücksichtigung, die von gesamtstaatlicher Bedeutung sind.
Jede Quelle wird von einem Experten / einer Expertin einleitend kommentiert und wissenschaftlich kontextualisiert. Zugleich ist sie bestimmten Themenfeldern zugeordnet.
Das Portal wird in den nächsten Jahren sukzessive aufgebaut, sodass die Anzahl der Quellen stetig steigt. In den Rubriken Jahrhundert sowie Thema finden Sie vorläufig nur jene Schlagworte, denen bereits eine Schlüsselquelle zugeordnet ist.
Autoren
Frank Althoff | Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz |
Arnd Bauerkämper | Freie Universität Berlin |
Clemens Bergstedt | Bischofsresidenz Burg Ziesar |
Felix Biermann | Georg-August-Universität Göttingen |
Doris Bulach | Regesta Imperii – Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz |
Harald Engler | IRS Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung |
Felix Escher | |
Eike Gringmuth-Dallmer | |
Akim Jah | Arolsen Archives |
Jürgen Kloosterhuis | Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz |
Christina Meckelnborg | Universität Osnabrück |
Claudia Melisch | Melisch Archäologie KG |
Michael Menzel | Humboldt-Universität zu Berlin |
Mario Müller | |
Jörg Pache | |
Christian Popp | Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen |
Wolfgang Radtke | Technische Universität Berlin |
Wolfgang Ribbe (†) | |
Uwe Schaper | Landesarchiv Berlin |
Winfried Schich (†) | |
Ingeborg Schnelling-Reinicke | Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz |
Christiane Schuchard | Landesarchiv Berlin |
Knut Schulz | Freie Universität Berlin |
Andreas Stegmann | Humboldt-Universität zu Berlin |
Dorothea Wendebourg | Humboldt-Universität zu Berlin |
Thomas Wozniak | Eberhard Karls Universität Tübingen |
Mitglieder der Arbeitsgruppe zur Auswahl der Schlüsselquellen und wissenschaftliche Lektoren sind:
Dr. Wolther von Kieseritzky
Prof. Dr. Klaus Neitmann
Redaktionelle Betreuung des Projekts:
Annelies Scheel