1. August 2016 — Gedenktafel-Enthüllung zu Ehren von Heinrich Finkelstein — 15 Uhr, Reinickendorfer Straße 61, 13347 Berlin

Staatssekretärin Hella Dunger-Löper begrüßte die Gäste...

1865 in Leipzig geboren, studierte er zunächst Geologie in München und wandte sich ab 1888 einem Studium der Medizin in seiner Heimatstadt Leipzig zu. 1892 zum Doktor der Medizin promoviert, war er ab 1894 in der Berliner Charité als Assistent tätig und habilitierte sich 1899 mit einer Arbeit Über Mittelohrentzündung bei Säuglingen. 1918 übernahm er die Leitung des Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhauses als Ärztlicher Direktor und wirkte dort bis zu seiner Emeritierung am 1. März 1933. Heinrich Finkelstein verband in seiner beruflichen Karriere die praktische Tätigkeit als Kinderarzt äußerst erfolgreich mit der wissenschaftlichen Forschung. Unzählige Publikationen entsprangen seiner Feder, darunter das Lehrbuch für Säuglingskrankheiten, das zum Standardwerk wurde und in mehreren Auflagen – auch im Ausland – erschien. Es vermittelte Generationen von Kinderärzten Fachwissen. Als Jude im Kaiserreich sowie in der Weimarer Republik diskriminiert, war ihm die Ernennung zum Ordentlichen Professor verwehrt. Mit dem Beginn der Nazi-Diktatur erschwerte sich auch für Heinrich Finkelstein jegliche Berufsausübung; 1934 wurde ihm die Kassenzulassung entzogen und 1936 die Lehrbefugnis aberkannt. Doch Heinrich Finkelstein hatte sich sowohl in Deutschland als auch im Ausland aufgrund seiner fachlichen Kompetenz großes Ansehen erworben. Bedingt auch durch die ausländischen Karrieren einiger seiner Schüler erhielt er mehrere Einladungen ins Ausland, 1936/37 war er an der University of Chicago zu Gast. 1939 schließlich floh er vor dem Terror der Nationalsozialisten mit seiner Schwester Charlotte nach Chile, wo er im Januar 1942 verstarb. Heinrich Finkelstein war über Deutschland hinaus einer der großen Kinderärzte seiner Zeit und noch nach seinem Tode beeinflussten seine Werke die Kinderheilkunde.

Das Grußwort von Seiten des Landes Berlin sprach Frau Staatssekretärin Hella Dunger-Löper. Die Laudatio hielt Dr. Thomas Lennert.

Das Programm finden Sie hier.

Fotos: © Historische Kommission zu Berlin e.V. (Ellen Franke) & Landesarchiv Berlin (Thomas Platow)