12. Februar 2024 – Berlins Weg in die Moderne – Das Tagungsvideo ist online
Berlin als Laboratorium der Moderne: Das gilt nicht nur für das Berlin der Weimarer Republik, sondern ebenso für das der Kaiserzeit. Neue Industrien und Vergnügungen, rasantes Wachstum der Stadt, provokante kulturelle Avantgarden, Infragestellung von Geschlechterrollen – all dies stand in scharfem Kontrast zum Konservatismus der wilhelminischen Eliten. Inwieweit der Einzug der Moderne in Berlin durch die koloniale Expansion des Kaiserreichs forciert wurde, ist bislang kaum untersucht worden. Dies gilt umso mehr für frühere materielle und immaterielle Verflechtungen der Stadt mit kolonialisierten Räumen. Seit dem 18. Jahrhundert gelangten von den Seehäfen über die märkischen Kanäle immer mehr Rohstoffe, Heilpflanzen und Genussmittel (wie Tabak) aus Kolonialräumen ins konsumierende Berlin. Damit durchdrangen koloniale Fantasien und Sehnsüchte alle Sphären der Stadt. Ab den 1880er-Jahren sorgte das Kaiserreich für ‚eigene‘ koloniale Gebiete. Die Spekulationen Berliner Investoren, das Kalkül der EDEKA-Gründer und die Treptower Kolonialausstellung gestalteten den Berliner Stadtraum um. In dem Raum enthaltene Selbst- und Fremdbilder offenbarten sich durch die Kolonialfotografie, zeigten sich in der ersten ‚schwulen‘ Zeitschrift der Welt sowie in den Sammlungen des Museums für Völkerkunde. Im Mittelpunkt der Tagung standen Akteur*innen sowie Zeugnisse in Berlin und den Kolonien, wo meist erzwungene Arbeit der einheimischen Bevölkerung zentrale Voraussetzung für den Aufstieg Berlins war.
In diesem Zusammenhang präsentieren wir Ihnen die Tagungsvideos der Veranstaltung vom 28/29. September 2023.