Berlins Weg in die Moderne

12. Februar 2024 – Berlins Weg in die Moderne – Das Tagungsvideo ist online

  |   YouTube

Berlin als Laboratorium der Moderne: Das gilt nicht nur für das Berlin der Weimarer Republik, sondern ebenso für das der Kaiserzeit. Neue Industrien und Vergnügungen, rasantes Wachstum der Stadt, provokante kulturelle Avantgarden, Infragestellung von Geschlechterrollen – all dies stand in scharfem Kontrast zum Konservatismus der wilhelminischen Eliten. Inwieweit der Einzug der Moderne in Berlin durch die koloniale Expansion des Kaiserreichs forciert wurde, ist bislang kaum untersucht worden. Dies gilt umso mehr für frühere materielle und immaterielle Verflechtungen der Stadt mit kolonialisierten Räumen. Seit dem 18. Jahrhundert gelangten von den Seehäfen über die märkischen Kanäle immer mehr Rohstoffe, Heilpflanzen und Genussmittel (wie Tabak) aus Kolonialräumen ins konsumierende Berlin. Damit durchdrangen koloniale Fantasien und Sehnsüchte alle Sphären der Stadt. Ab den 1880er-Jahren sorgte das Kaiserreich für ‚eigene‘ koloniale Gebiete. Die Spekulationen Berliner Investoren, das Kalkül der EDEKA-Gründer und die Treptower Kolonialausstellung gestalteten den Berliner Stadtraum um. In dem Raum enthaltene Selbst- und Fremdbilder offenbarten sich durch die Kolonialfotografie, zeigten sich in der ersten ‚schwulen‘ Zeitschrift der Welt sowie in den Sammlungen des Museums für Völkerkunde. Im Mittelpunkt der Tagung standen Akteur*innen sowie Zeugnisse in Berlin und den Kolonien, wo meist erzwungene Arbeit der einheimischen Bevölkerung zentrale Voraussetzung für den Aufstieg Berlins war.

In diesem Zusammenhang präsentieren wir Ihnen die Tagungsvideos der Veranstaltung vom 28/29. September 2023.

29. September 2023, 16.30 Uhr – Verleihung des HiKo_21 – Nachwuchspreises 2023 an Lydia Bucher M.A.

  |   HiKo21

Der diesjährige Förderpreis der Historischen Kommission wurde Lydia Bucher M.A. für ihr Dissertationsvorhaben ‚Anthropologische Gesellschaften im langen 20. Jahrhundert. Ein transnationaler Vergleich‘ verliehen. Die Kommission fördert damit ein innovatives und international vergleichend angelegtes Projekt. Das Hauptziel des Projektes ist es, die globalen Netzwerke, die sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts entwickelten, im transnationalen Vergleich mehrerer Anthropologischer Gesellschaften unter besonderer Berücksichtigung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU) zu untersuchen. Die Anthropologischen Gesellschaften, die im 19. Jahrhundert weltweit wie Pilze aus dem Boden sprossen, fungierten als Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Bürgergesellschaft, Kolonialwirtschaft und Bildungseinrichtungen in der Hochzeit des imperial-kolonialen Kapitalismus. Die in den Gesellschaften wirkenden Akteure folgten ihren spezifischen Interessen und sind ein Spiegelbild der kolonialen Verflechtungen der Zeit.

Für ihre Forschungen nutzt die Autorin vielfältige Quellen, wie unter anderem die Publikationen der Anthropologischen Gesellschaften sowie die periodisch erschienenen Zeitschriften. Sie bezieht Bestände der Archive der Gesellschaften ebenso ein, wie die reichhaltige schriftliche Überlieferung in Museums- und Bibliotheksarchiven. Ferner sind die Bestände von gesellschaftsnahen, wissenschaftlichen Institutionen, beispielsweise von Universitäten, aufschlussreich.

Die Preisverleihung fand am 29. September 2023 um 16.30 Uhr im Rahmen der Tagung ‚Berlins Weg in die Moderne‘ im Vortragssaal der Historischen Kommission (Kirchweg 33, 14129 Berlin) statt. Die Einladung finden Sie hier.

31. August 2022 – Fristende zur Einreichung eines Papers – 11. wissenschaftliche Tagung des Netzwerks – Berlins Weg in die Moderne

  |   Berlin

Gemeinsam mit der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) veranstaltet das Netzwerk HiKo_21 am 28. und 29. September 2023 eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel 'Berlins Weg in die Moderne. Eine Stadt am Schnittpunkt kolonialer Warenströme und Sehnsüchte (1763–1918)'. Ziel der Tagung ist es, die materiellen und immateriellen Verflechtungen Berlins mit den kolonialen Räumen seit der frühmodernen Globalisierung zu untersuchen. Über Brüche und Kontinuitäten vom späten 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein waren die Modernisierungen Berlins mit dem europäischen Kolonialismus und Imperialismus verknüpft. Mit einem epochenübergreifend globalhistorischen Zugang sollen die Prozesse, Akteure und Netzwerke, die Berlin mit den westeuropäischen Kolonialmächten verband, lange bevor das Deutsche Reich selbst Kolonialbesitz erwarb, beleuchtet werden. Mit den (materiellen) Warenströmen wurde auch das Wissen um fremde Weltbilder und Traditionen importiert, das die Imaginationen und Konnotationen bezüglich außereuropäischer Räume maßgeblich beeinflusste. Die daraus geformten Vorstellungswelten wiederum wurden nicht nur in der Kunst aufgenommen, sondern sie belebten auch die Produktion und den Konsum von Kolonialwaren und dienten der Rechtfertigung von Kolonialherrschaft und imperialen Bestrebungen.

Den (am 31. August 2022 geschlossenen) ausführlichen CfP finden Sie hier.