Anlässlich seines 200. Geburtstages ehrte die Senatsverwaltung für Kultur und Europa den großen Historiker, Altertumswissenschaftler und Wissenschaftsorganisator Theodor Mommsen (1817-1903) mit einer Berliner Gedenktafel.
Theodor Mommsen gehört zu den größten Historikern des 19. Jahrhunderts und darf als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten, die in Berlin gewirkt haben, bezeichnet werden. Sein mehrbändiges Werk Römische Geschichte, wofür er 1902 den Literatur-Nobelpreis erhielt, zählt zu den Standardwerken der Geschichtsschreibung und »ist bis heute eines der meistgelesenen und meistübersetzten Geschichtswerke der deutschen Sprache«. Die Gesamtzahl seiner Publikationen wird auf ca. 1.600 geschätzt. Zugleich kann er als erfolgreicher »Wissenschaftsmanager« bezeichnet werden. Ihm gelang es, historische Forschung erstmals in großem Stil an der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu verankern und zu organisieren. Als (in den späten Jahren links-)liberaler Politiker focht er für einen »modernen zukunftsorientierten Liberalismus«. In dieser Eigenschaft stritt er couragiert auch für die Interessen der jüdischen Bevölkerung. »Konservatives preußisches Junkertum, konfessionelle Parteien, Militarismus und Antisemitismus, das war jene grauenvolle geistige Mischung«, die Mommsen verhasst war und die er zeitlebens zu bekämpfen trachtete. Seine großartigen Leistungen als Geisteswissenschaftler, die »grundlegend, unerreicht und unüberholt« sind, sein Wirken als liberal gesinnter, europäisch denkender Politiker sowie sein Engagement als freiheitlich gesinnter Bürger begründen seinen weit über Berlin hinausragenden, bis zum heutigen Tag geltenden exzellenten Ruf.
Das Programm finden Sie hier.
Fotos: © Historische Kommission zu Berlin e.V. (Ellen Franke), Technische Universität Berlin/PR (Felix Noak), Landesarchiv Berlin (Thomas Platow)

Das Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin. An dessen nördlichen Teil grenzte das ehemalige Grundstück Theodor Mommsens. Das Wohnhaus Mommsens ist im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Die Historische Kommission organisierte gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, der GASAG AG sowie der Familie Mommsen die Gedenktafel sowie die Enthüllungsfeier.

Zahlreiche Gäste folgten der Einladung und ehrten den großen Historiker und Altertumswissenschaftler zu seinem 200. Geburtstag, der am 30. November 2017 begangen werden konnte.

Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa, eröffnete die Enthüllungsfeierlichkeit und...

...hob die Bedeutung des »Wissenschaftsmanagers« Theodor Mommsen für die Wissenschaftslandschaft Berlins im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hervor.

Matthias Trunk, Vorstandsmitglied der GASAG AG, begrüßte als Sponsor der Tafel die Gäste und betonte, wie wichtig es gegenwärtig ist, an die besonderen Leistungen von wichtigen Berlinerinnen und Berliner zu erinnern.

Dieses Gedenken ist ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie der GASAG und besitzt innerhalb des Sponsorings seit 2007 einen besonderen Platz.

Prof. Dr.-Ing. Christine Ahrend, Vizepräsidentin für Forschung, Berufung und Nachwuchsförderung der TU Berlin, erläuterte die Bedeutung Charlottenburgs für die Entwicklung Berlins zum führenden technischen Wissenschaftsstandort Deutschlands.

Dank der 1879 gegründeten Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin und der Physikalisch-Technische Reichsanstalt schlug am Charlottenburger »Knie« das wissenschaftlich-technische Herz des Kaiserreiches.

Prof. Dr. Michael Wildt, Vorsitzender der Historischen Kommission zu Berlin, würdigte Theodor Mommsens herausragende Bedeutung als Historiker und Träger des Literaturnobelpreises – damals ein Novum und bis heute unerreicht, ...

… dass ein Historiker diese hohe Auszeichnung erhielt. Ferner brachte er den Stolz der Historischen Kommission zum Ausdruck, diese Gedenktafel realisieren zu dürfen.

Der Moment der Enthüllung.

Neben der Grußwortrednerin und den Grußwortrednern enthüllten eine Ur-Enkelin Mommsens sowie...

... der Laudator, Prof. Dr. Wilfried Nippel, die Tafel.

Auch ein Ur-Ur-Ur-Enkel Mommsens wirkte an der Enthüllung mit. Es war eine besondere Freude, dass die große Familie Mommsen an der Enthüllungsfeier zahlreich teilgenommen hat.

Prof. Dr. Michael Wildt führte im Innenbereich der TU weiter durch die Veranstaltung und stellte...

... die Ur-Ur-Enkelin, Johanne Mommsen, die Sängerin und Gesangspädagogin ist, vor. Frau Mommsen sang Fiedellieder aus dem »Liederbuch dreier Freunde« von Theodor Mommsen, Tycho Mommsen und Theodor Storm (1843), vertont von Ernst Krenek.

Unter den Gästen war auch Prof. Dr. Christian Meier (München), einer der führenden Althistoriker Deutschlands.

Die Resonanz der Veranstaltung war überwältigend.

Uwe Streibel begleitete Frau Mommsen auf dem Klavier.

Frau Mommsen mit ihrem Sohn, mit Herrn Streibel (r.) sowie einem weiteren Nachfahren von Theodor Mommsen (l.).

Gäste und Familienmitglieder der Familie Mommsen.

Prof. Dr. Wilfried Nippel (Humboldt-Universität zu Berlin) wies als Laudator auf die große Bedeutung Mommsens für die Altertumswissenschaften hin. Er referierte u.a. über die Großprojekte, die Mommsen initiierte und begleitete.

Noch heute profitiert die Altertumswissenschaft von den herausragenden Leistungen Mommsens und beginnt erst langsam, sich aus seinem Schatten zu lösen.