Zum Hauptinhalt springen

Die Gründungsurkunde für Landsberg an der Warthe von 1257

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Johann, von Gottes Gnaden Markgraf von Brandenburg, allen auf ewig. Die menschlichen Handlungen würden sehr leicht dem Gedächtnis entschwinden, wenn sie nicht durch das Zeugnis der Schriften festgehalten würden, denn ein sicheres Zeugnis bietet die Schrift, die, wenn auch die Menschen sterben, das, was ihr anvertraut ist, in keiner Weise untergehen lässt. Daher wollen wir, dass allen gegenwärtigen und zukünftigen Gläubigen in Christo bekannt sei, dass wir unserem Getreuen Albert, genannt von Luge, die freie Vollmacht gegeben haben, unsere Stadt Neu-Landsberg in folgender Weise zu errichten, dass nämlich der dritte Teil des gesamten Zinses von den Grundstücken (Haus- und Hofstätten) wie auch von den Hufen, ihm gehören soll, ebenso der dritte Pfennig von allen Gerichtseinkünften in der Stadt. Wir fügen dieser unserer Stadt nämlich 104 Hufen für den Ackerbau und 50 Hufen als Weiden hinzu, sodass uns von jeder zu beackernden Hufe ein halber Vierdung brandenburgischer Münze als Jahreszins gegeben wird, nachdem die (Abgaben-)Freiheit dieser Stadt vollständig abgelaufen sein wird, die nach unserem Willen vom nächsten Martinsfest an zehn Jahre dauern soll. Wenn die genannten zehn Jahre vollendet sind, werden die Bewohner der genannten Stadt das Brandenburger Recht haben, und solange ihre (Steuer-)Freiheit dauert, werden sie ganz und gar keinen Zoll entrichten. Wenn diese Freijahre vollendet sind, haben sie von da an Zoll nach den Terminen der Brandenburger Bürger zu entrichten und seien mit dieser Gnade zufrieden. Ebenfalls soll der Fischfang im Gewässer Netze eine halbe Meile aufwärts und eine ganze Meile abwärts für alle, die fischen wollen, gemeinsam sein. Ferner: Was von den auf dem Markt dieser Stadt zu errichtenden Gebäuden während der Zeit der (Steuer-)Freiheit eingenommen wird, soll vollständig dem Nutzen der Stadt dienen, und wenn diese (Zeit) vollendet ist, werden wir von jedem Stand zwei Pfennige und der Schultheiß einen Pfennig erhalten. Das Übrige aber soll zum Nutzen der Stadt erhoben werden. In gleicher Weise wird der Schultheiß von den am Gewässer Kladow innerhalb der Grenzen und Äcker der Stadt zu errichtenden Mühlen den dritten Teil (der Erträge) erhalten. Schließlich werden wir auch die Stadt zwischen jetzt und dem Martinsfest mit Planken und Querbalken und später mit passenderen Planken und Gräben befestigen. Außerdem übertragen wir dem erwähnten Schultheißen 64 Hufen außerhalb der Grenzen der genannten Stadt zu Lehen und geben ihm die freie Vollmacht, auf ihnen Mühlen zu bauen, wenn solche gebaut und gegründet werden können, und alle Erträge derselben allein, ohne (einen Anteil an) uns, zu empfangen. Damit aber alles Vorstehende von uns und von unseren Erben in Zukunft zuverlässig beachtet werde, haben wir befohlen, diese Urkunde zu schreiben und mit der Befestigung unseres Siegels zu bekräftigen, unter Hinzuziehung geeigneter Zeugen, deren Namen folgende sind: Heinrich, Schenk von Spandau, Heinrich von Schneidlingen, Heinrich von Werben, Heinrich von Thenis, Ritter, und andere mehr. Gegeben durch die Hand des Kaplans Heidenreich im Jahr des Herrn 1257 am Tag der heiligen Processus und Martinianus (2. Juli).

100 Schlüsselquellen zur Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen

   

Mit diesem digitalen Informationsportal wird die Historische Kommission sukzessive 100 Schlüsselquellen, die für die Geschichte von Berlin, Brandenburg und Preußen von zentraler Bedeutung sind, online präsentieren.

Eine Quelle ist dann eine Schlüsselquelle, wenn sie Zäsuren markiert. In ihr spiegelt sich prismatisch mindestens ein Kernthema der berlin-brandenburg-preußischen Geschichte wider, innerhalb dessen sie weitreichende Wirkungen entfaltete. Ein repräsentatives und ästhetisch herausragendes Erscheinungsbild hebt sie idealerweise zusätzlich von anderen Quellen ab.

Neben Schriftquellen werden auch nichtschriftliche Quellen einbezogen, wobei insbesondere zur Alltags-, Siedlungs-, Bau-, Kunst- und Bildungsgeschichte folgende Gattungen berücksichtigt werden: Gemälde, Porträts, Karten, Abbildungen von Kunstgegenständen, Skulpturen sowie von Objekten der Baugeschichte, Inschriften, Gefäße, Schmuck, Textilien, technische Gegenstände, Rundfunk- und Filmaufnahmen, Postkarten, Abzeichen, Plakate usw.

Vorgestellt werden Quellen aus der Zeit des hohen Mittelalters bis zum 20. Jahrhundert.

Das Arbeitsgebiet umfasst Berlin, Brandenburg und Preußen. Mit Blick auf Brandenburg werden jene Gebiete einbezogen, die zur Mark Brandenburg (12. Jahrhundert bis 1815), zur Provinz Brandenburg (1815-1945) sowie zum Land Brandenburg bzw. zu den drei brandenburgischen Bezirken (1945/52 bis 1990) gehörten. Aus Preußen finden Quellen Berücksichtigung, die von gesamtstaatlicher Bedeutung sind.

Jede Quelle wird von einem Experten / einer Expertin einleitend kommentiert und wissenschaftlich kontextualisiert. Zugleich ist sie bestimmten Themenfeldern zugeordnet.

Das Portal wird in den nächsten Jahren sukzessive aufgebaut, sodass die Anzahl der Quellen stetig steigt. In den Rubriken Jahrhundert sowie Thema finden Sie vorläufig nur jene Schlagworte, denen bereits eine Schlüsselquelle zugeordnet ist.

Autoren

Jah Akim  Arolsen Archives
Frank Althoff  Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Arnd Bauerkämper  Freie Universität Berlin
Felix Biermann  Georg-August-Universität Göttingen
Doris Bulach  Regesta Imperii – Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
Harald Engler  IRS Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung
Felix Escher  
Eike Gringmuth-Dallmer  
Jürgen Kloosterhuis  Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Christina Meckelnborg  Universität Osnabrück
Claudia Melisch  Melisch Archäologie KG
Michael Menzel  Humboldt-Universität zu Berlin
Jörg Pache  
Christian Popp  Niedersächsische Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
Wolfgang Radtke  Technische Universität Berlin
Wolfgang Ribbe (†)  
Uwe Schaper  Landesarchiv Berlin
Winfried Schich (†)  
Ingeborg Schnelling-Reinicke  Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Christiane Schuchard  Landesarchiv Berlin
Knut Schulz  Freie Universität Berlin
Andreas Stegmann  Humboldt-Universität zu Berlin
Dorothea Wendebourg  Humboldt-Universität zu Berlin
Thomas Wozniak  Eberhard Karls Universität Tübingen

Mitglieder der Arbeitsgruppe zur Auswahl der Schlüsselquellen und wissenschaftliche Lektoren sind:

Dr. Doris Bulach

Prof. Dr. Heinrich Kaak

Dr. Wolther von Kieseritzky

Prof. Dr. Klaus Neitmann

Prof. Dr. Michael Wildt

 

Redaktionelle Betreuung des Projekts:

Dr. Jutta Mühlenberg

Annelies Scheel